Die CDU fordert ein verstärktes Engagement der Landes- und Bundesregierung zur Bekämpfung der zunehmenden Liefer- und Versorgungsengpässe bei Medikamenten. Nach einer von der CDU-Landtagsabgeordneten Katharina Jensen beantragten Unterrichtung im Unterausschuss (UA) Verbraucherschutz des Niedersächsischen Landtages ergibt sich für Jensen, folgendes Bild: Die Situation in den Apotheken hat sich in den letzten Jahren dramatisch verschärft: Während im Jahr 2021 noch 358 Meldungen zu Lieferengpässen verzeichnet wurden, stieg diese Zahl im Jahr 2022 auf 576 und erreichte im Jahr 2023 alarmierende 927 Meldungen. Diese Entwicklung erfordert nach Meinung der CDU-Landtagsabgeordneten, die gerade von ihrer Fraktion zur verbraucherschutzpolitischen Sprecherin gewählt wurde, sofortige Maßnahmen. „Wir kennen bereits aus den vergangenen Infektzeiten der letzten Jahre, dass insbesondere Fiebersaft für Kinder fehlte“ gibt Jensen zu Bedenken.
„Die Ursachen für die aktuellen Lieferengpässe sind offensichtlich“ so Jensen, die auch aus Gesprächen mit Apothekern in ihrem Wahlkreis Friesland/ Jade berichten kann. „Ein wesentlicher Faktor ist die Verlagerung der Produktion von Wirkstoffen und Zwischenprodukten in Länder mit niedrigeren Produktionskosten, insbesondere nach China und Indien. Diese Konzentration auf wenige Hersteller führt dazu, dass Ausfälle einzelner Produzenten – sei es durch Störungen im Produktionsablauf oder Qualitätsmängel – nur unzureichend kompensiert werden können. Besonders besorgniserregend ist die weltweite Verteilung der Herstellungsstätten für die 15 wichtigsten Antibiotika: Von insgesamt 225 Produktionsstätten befinden sich 81 in China und 65 in Indien, während Europa lediglich über 57 Produktionsstätten verfügt – davon nur eine in Deutschland.“
Zusätzlich zu diesen strukturellen Problemen haben globale Krisen wie die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg die Produktion und Lieferketten erheblich gestört. Auch wachsende Bedarfe in Schwellenländern sowie das Fehlen von Verpackungsmaterial aufgrund gestiegener Kosten für Energie und Rohstoffe tragen zur Problematik bei.
Aktuell liegen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 467 Meldungen zu offenen Lieferengpässen vor. Bei einer Gesamtzahl von etwa 105.000 in Deutschland zugelassenen Arzneimitteln entspricht dies einem Anteil von etwa 0,45 %. Dies zeigt deutlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht.
„Wir als CDU-Fraktion fordern daher eine Stärkung der heimischen Produktion: Es müssen effektivere Anreize geschaffen werden, um die Produktion von Arzneimitteln wieder vermehrt nach Deutschland und in die EU zu holen. Und ebenso wichtig ist eine Diversifizierung der Lieferketten: Die Abhängigkeit von wenigen Herstellern muss reduziert werden, um die Versorgungssicherheit zu stärken.