Das heutige Treffen zum Thema Wolfsrisse und Wölfe im Kreis Friesland auf dem Hof von Anika Eisenhauer in Sandel hat Katharina Jensen noch einmal einen unmittelbares Bild von der Betroffenheit und Verunsicherung der Bevölkerung und der Tierhalter verschafft.
Die Sandelerin Marleen van der Bijl schilderte beeindruckend, was die Wolfsangriffe bei ihren Kühen an Verhaltensänderungen ausgelöst haben und dass sich die angegriffene Kuh länger als eine Stunde zu Tode gequält hat. Sie vermisse bei den sogenannten Naturschützern das Mitgefühl für die Opfer des Wolfes.
Der Deichschäfer Jochen Fass berichtete über seinen Erfahrungen mit Zäunen, in den sich Niederwild und Kleintiere verfingen und elendig zu Grunde gehen. Er wäre es, der morgens die verendeten Rehe oder andere Tierkadaver aus dem Zaun holt. Auch deshalb hält er Schutzzäune für keine Lösung. Darüber hinaus gelte es zu bedenken, dass Schutzzäune das Land zwangsläufig kleinteilig parzellieren, sie mit den ebenfalls geforderten Wallhecken harmonisiert werden müßten und trotz Landeszuschüssen noch erhebliche Kosten durch den jeweilen Landwirt zu stemmen seien. Auch Schutzhunde seien keine Lösung, da sie eine zu große Gefährdung für unbeteiligte Menschen, insbesondere Kinder darstellten.
Alle anwesenden Tierhalter waren sich einig. Sie fürchten um ihre Tiere und fühlen sich nicht ausreichend unterstützt und verstanden.
Auch die anderen Teilnehmer des Treffens drückten ihre Sorgen und Fragen aus: Wie verhalte ich mich, wenn ich einem Wolf begegne? Wie schütze ich mein Kind? Kann ich noch mit meinem Hund im Wald spazieren gehen? Bin ich draußen bei Dunkelheit besonders gefährdet?
Nach diesem Treffen fühlt sich Katharina Jensen noch einmal bestätigt: „Beim Thema Wolfsrisse sehe ich nicht nur eine Gefährdung der hiesigen Bevölkerung und unserer Nutz- und Haustiere, sondern auch Negativentwicklungen für den gesellschaftlichen Frieden“, betont die Landtagskandidatin.
Die Risse der letzten Tage rund um Cleverns/Sandel zeigen, dass der hiesige Wolf sich auf leichte Beute eingestellt hat. „Sein gezeigtes Jagdverhalten wird er nicht ablegen, schlimmstenfalls auf seine Nachkommen übertragen.
Wenn zunehmend das Weidevieh aufgestallt wird, sehe ich, mangels Alternativen, unsere Schafe auf den Deichen als besonders gefährdet an“, ist sich Jensen sicher.
“Das wäre eine besonders eklatante Bedrohung. Im Landkreis Cuxhaven hat deshalb ein Deichschäfer bereits aufgegeben. Seine Tiere wurden mehrfach angegriffen. Ein Küstenschutz ohne unsere Deichschafe ist jedoch unvorstellbar.
Herdenschutzmaßnahmen wie Zäune oder Schutzhunde können nur zum Teil eine Lösung sein, wie Beispiele aus anderen Regionen und Nachbarstaaten zeigen.
Es kann auch nicht sein, dass menschengemachte Regeln, Tiere über den Menschen stellen. Wenn ich die FFH (Flora, Fauna, Habitat)-Richtlinie der Europäischen Union richtig verstehe, soll das auch nicht der Fall sein. In deren Anlage 4 sind die entsprechenden Ausnahmetatbestände aufgeführt. Sie gilt es nun anzuwenden.”
Sie sieht deshalb folgende Schritte, die jetzt gegangen werden müssen:
- Kurzfristig müssen verhaltensauffällige Wölfe– wie hier in Cleverns/Sandel – unverzüglich entfernt werden. Das ist mit Blick auf das hiesige Rudel auch deshalb möglich, weil die Brut- und Setzzeit vorüber ist.
- Mittelfristig müssen wir zu einem aktiven Bestandsmanagement mit wildökologischer Raumplanung kommen, zu
• Wolfsschutzarealen, in denen sich der Wolf unbeeinflusst entwickeln kann (Truppenübungsplätze, Schutzgebiete);
• Wolfsmanagementarealen, in denen der Wolf grundsätzlich toleriert wird, die Bestände aber reguliert werden;
• Wolfsauschlussarealen in denen Wölfe nicht toleriert werden ( urbane Bereiche, Weidetierhaltung (inklusive Deiche))
Da die Wölfe inzwischen sehr zahlreich in Deutschland vertreten sind, ist der Bestand nicht mehr gefährdet – die FFH-Richtlinie spricht von einem günstigen Erhaltungszustand. In Niedersachsen gibt es derzeit mehr als 400 Tiere. In Schweden, das die zehnfache Fläche Niedersachsen aufweist, hingegen nur rund 370 Wölfe, die konsequent reguliert werden.
Auch sind die Voraussetzungen für eine Regulierung der Wolfsbestände dank des Einsatzes der CDU in Niedersachsen gegeben, bekämen sie eine Jagdzeit. Der Wolf ist ins Jagdrecht aufgenommen worden. „Das ist ein wichtiger Schritt, denn im Gegensatz zum Naturschutzrecht, das als reines Schutzrecht konzipiert ist, ist das Jagdrecht in seiner Grundkonzeption sowohl Schutzrecht als auch Instrument zur Lösung von Konflikten und zum Ausgleich von Interessen“, fasst Katharina Jensen als wichtigen Punkt zusammen.
Ihr deutlicher Appell lautet, dass das Bundesumweltministerium endlich die FFH-Richtlinie vollends umsetzen muss und Druck nach Brüssel ausüben muss. Der Schutzstatus des Wolfes muss angepasst werden!
“Jetzt gilt es entsprechende Regeln in nationales Recht umzusetzen. Das muss auf Bundesebene erfolgen. Und es bedarf entsprechender Überzeugskraft und Drucks von seiten unseres Umweltministers in Hannover. Doch obwohl er eine Parteifreundin als Umweltministerin in Berlin hatte und Vorsitzender der Umweltministerkonferenz ist, war er bisher nicht sehr erfolgreich.”