CO2-Bepreisung und Erhöhung der LKW-Maut erschweren Speditionen den Wettbewerb mit europäischen Konkurrenten
Die Straßen insbesondere Autobahnen und Rastplätze sind voll von ihnen. Und doch treibt die Logistik-Branche die Sorge um die zukünftige Auftrags- und Personallage um.
Das sinkende Wirtschaftswachstum, schlechtere Auftragslagen und Kurzarbeit im Bau und anderen Industriezweigen machen sich auch bei den Spediteuren bemerkbar. Aufträge brechen weg, Kunden geben ihre Geschäfte auf oder legen Standorte zusammen. Es ist viel Bewegung im Wirtschaftsmarkt.
Auch Spediteur Florian Knieper aus Zetel bemüht sich um immer wieder neue Kunden; versucht mit spezialisierten Fahrzeugen Nischen zu finden, in denen die großen Massenspeditionen mit ihren standardisierten LKWs nicht mithalten können. „Wir konzentrieren uns nach vielen Jahren in der Baubranche nun vermehrt um Containeranlieferungen, zum Beispiel für zeitlich begrenzte Schulerweiterungen und um Transporte mit größerem Volumen, die wir mit einem speziell auf dem Fahrzeug montierten Kran auch direkt vor Ort auf- und abladen können“ erklärt er im Gespräch mit der CDU-Landtagsabgeordnete für Friesland/ Jade, Katharina Jensen.
„Seit Einführung der LKW-Maut werden unsere Angebote im internationalen Wettbewerb noch unattraktiver“ beschreibt Florian Knieper die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Entscheidung der Bundesregierung. „Hat die bis ins letzte Jahr geltende LKW-Maut bereits sechs Prozent des Umsatzes pro Jahr ausgemacht, wird sie in diesem Jahr circa elf Prozent des Umsatzes betragen. Diese Steigerung können wir nicht komplett an unsere Kunden durchreichen.“
Auf Nachfrage von Jensen, wie es mit der Umrüstung des Fuhrparkes aussieht, erläutert Knieper: „Nach meinem Informationsbesuch in Schweden war ich durchaus angetan von E-LKWs. Allerdings betragen die Anschaffungskosten gegenüber einem Dieselfahrzeug zur Zeit ungefähr das Vierfache. Damit ist eine Umrüstung aktuell hinfällig.“
Bei ihrem Gespräch mit Florian Knieper erfährt Jensen auch, dass die Ausbildung zur Genehmigungsreife von Fahrern in Deutschland ein immenser Kostenfaktor für einen Betrieb ist. „Die dreijährige Ausbildung ist für junge Menschen zu unattraktiv, hier kommt kaum Nachwuchs nach. Für Quereinsteiger gibt es die Möglichkeit den LKW-Führerschein plus eine schnellere Grundqualifikation abzulegen. Die Kosten hierfür liegen bei ca. 10.000 Euro pro Fahrer. Das können sich weder Arbeitnehmer noch Arbeitgeber leisten.“
Auch bei den Bedingungen für LKW-Fahrer müsste dringend nachgebessert werden. Stauzeiten sind in den letzten zehn Jahren stark gestiegen. „Die Fahrer sind kurz vor ihrem Heimatort und müssen dann wegen der Verkehrsverzögerungen ihre Fahrt unterbrechen und einen Rastplatz anfahren. Autobahnrastplätze sind nicht ausreichend vorhanden und meistens so angelegt, dass das Fahrerhaus zur Autobahn hin ausgerichtet ist. Damit ist der Fahrer in der Kabine dem vorbeifahrenden Lärm direkt ausgesetzt. Toilettenanlagen, Dusch- und Aufenthaltsmöglichkeiten auf Raststätten sind in die Jahre gekommen, Kosten für die Verpflegung und das etwas komfortablere Parken auf Autohöfen sind stark gestiegen“ beschreibt Knieper die Situation für die Fahrer. „Überfälle und Diebstähle nehmen zu. Jedes unserer Fahrzeuge hat einen Gassensor in der Fahrerkabine, um bei einer Einleitung mit Betäubungsgas den Fahrer rechtzeitig zu alarmieren.“
Dass diese Rahmenbedingungen für Arbeitnehmer nicht mehr attraktiv sind, ist für Katharina Jensen verständlich. „Viel zu lange wurde an Investitionen in unsere Infrastruktur gespart. Wenn die Einnahmen aus der LKW-Maut in eine Verbesserung dieser Umstände fließen würden, hätten wenigstens auch die Speditionen und ihre Fahrer Vorteile davon“ resümiert Jensen.